Fallstudien

Die „digitale“ Realität in Bildungseinrichtungen des Handels

Ergebnisse der Fallstudien (Lisette Hoffmann und Dr. Jörg Neumann, TU Dresden)

Digitale Transformation – Neue Medien – Blended Learning – Medienkompetenz

Es gäbe unzählige weitere Schlagworte, die in einer digital geprägten und sich stetig verändernden Arbeitswelt alle bewegen. Neben der Wirtschaft (Industrie 4.0) ist es vor allem der Bildungssektor, der versucht, sich diesen Entwicklungen anzupassen. Aber wie sieht es in der Praxis tatsächlich aus? Ist Digitalisierung ein Thema in den Bildungseinrichtungen? Werden digitale Medien in Einrichtung der Aus- und Weiterbildung eingesetzt? Wie handeln und denken die Beschäftigten und (Honorar-) Dozenten über Digitalisierung? Welche Strategien und Visionen werden verfolgt?

≫Wie lässt sich die Situation in den Bildungseinrichtungen – der IST-Stand in der Organisation – beschreiben?≪

Um zu diesen Fragen ein realistisches Bild zu bekommen, hat die Technische Universität Dresden zusammen mit den Projektpartnern 18 Interviews, 62 Dokumentenanalysen sowie eine Online-Befragung mit 132 Beschäftigten zur Erfassung der „digitalen“ Situation in Bildungseinrichtungen des Handels durchgeführt.

Mithilfe der Angaben kann geklärt werden, welche „digitale“ Ausgangssituation in der Bildungseinrichtung besteht. Die Antworten gewähren einen teils überraschenden Einblick in den „analog-digitalen“ Arbeitsalltag und liefern Hinweise auf Best Practice Umsetzungen aber auch Hemmschwellen. Unterscheidungsfaktoren, wie die verschiedenen Hierarchieebenen aber auch demografische Einflussfaktoren, werden dabei besonders in den Blick genommen. Aus den Ergebnissen können am Ende Veränderungs- und Innovationsanforderungen abgeleitet werden.

Vision und Strategie

Es existieren zwei Hauptrichtungen für die Digitalisierung in den Bildungseinrichtungen:

  • digitale Transformation der Verwaltungsprozesse und die digitale (zeit- und ortsunabhängigere) Gestaltung von Lernprozessen.
  • Vorhandene Visionen und Strategien sind noch nicht ausreichend präzise und werden noch nicht genügend in die Einrichtungen selbst kommuniziert.

Stand der Digitalisierung

Einschätzung Stand der Digitalisierung auf einer Skala von 0 (gar nicht digital) bis 10 (alles wird digital gemacht)

  • Die Digitalisierung steht bei allen Projektbeteiligten am Anfang bzw. auf einem mittleren Niveau, wobei das Innovationstempo stark von externen Faktoren, wie öffentlichen Auftraggebern, beeinflusst wird.
  • Insgesamt fühlen sich alle Befragten eher als Anwender.
  • Motivation und Aufgeschlossenheit gegenüber digitalen Medien befinden sich im positiven Bereich, sind jedoch in der Geschäftsführung und der mittleren Führungsebene stärker ausgeprägt als auf der Dozentenebene oder der Verwaltung.

≫90% der Befragten haben keine Angst vor Computern und sind sicher im Umgang mit ihnen.≪

Infrastruktur

  • Infrastrukturell haben alle Einrichtungen Basisinvestitionen durchgeführt, um Internetzugang zu ermöglichen sowie Datenprojektoren und Lernplattformen für die Lehre bereitzustellen.
  • Im Bereich der Softwareausstattung (Office) ist allseits eine gute bis sehr gute Ausstattung vorhanden.
  • Die Qualität der Internetverbindung (Bandbreite und Volumen) ist noch nicht an allen Standorten zufriedenstellend.
  • Die Notwendigkeit von Investitionen und Lizensierungen bedarf verfügbarer realistischer Einsatz- und Lernszenarien.

Lehren mit digitalen Medien

Medieneinsatz vs. Medienkompetenz (TN=90)

  • Die Dozenten präsentieren sich in einem breiten Spektrum, wobei die Mehrheit in der Digitalisierung eine deutliche Chance sieht, den Unterricht neu zu gestalten und Unterrichtsinhalte anders darzustellen.
  • Es besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen der gefühlten Kompetenz, Medien im Unterricht einsetzen zu können (>70%) und der Frage nach der Auseinandersetzung mit Medienpädagogik (< 35%).
  • Die Nutzung digitaler Medien beschränkt sich aktuell meist auf Basisanwendungen. Die vorhandenen Lernplattformen werden von knapp 75 % der freien und festangestellten Dozenten genutzt. Ein einheitliches Verständnis zum begründeten und gelingenden Medieneinsatz fehlt.
  • Es gibt keinen Zusammenhang, dass ältere Lehrende weniger digitale Materialien oder Werkzeuge einsetzen oder sich weniger kompetent fühlen. Allerdings wurde auch deutlich, dass Lehrende zwischen 31 und 40 Jahren sich deutlich zurückhaltender bei der Mediennutzung positionieren.

≫Jugend ist keine Garantie für innovatives Lehren – Alter kein Zeichen für Abneigung gegenüber Technik.≪


Die Ergebnisse der Fallstudie können hier als White Paper heruntergeladen werden.


Vortrag auf der Jahrestagung der Gesellschaft Medien in der Wissenschaft vom 16.09.2019 bis 19.09.2019. Der Konferenzband kann hier heruntergeladen werden: https://www.waxmann.com/?eID=texte&pdf=4006Volltext.pdf&typ=zusatztext

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